Zentrales Thema Herdenschutz
Eine Hauptsorge im Zusammenhang mit dem Wiederaufteten der drei großen Beutegreifer Bär, Luchs und Wolf in Österreich ist ein effizienter Nutztierschutz im Alpenraum. Seit die großen Beutegreifer in den letzten 100 Jahren beinahe vollständig ausgerottet wurden, ist es in Österreich üblich im Sommer Nutztierherden unbeaufsichtigt auf den Almen zu halten.
- groß: Wolf - Nutztierrisse (vor allem Schafe)
- mittel: Bär - Nutztierrisse (vor allem Schafe), Schäden an Fütterungen, Siloballen, Fischteichen, Bienenständen
- gering: Luchs - gelegentliche Schafrisse
Almwirtschaft Österreich in Zahlen
Laut der letzten Auswertung der AMA (INVEKOS-Daten) mit Stand Juli 2016, veröffentlicht von der Almwirtschaft Österreich wurden in Österreich im Jahr 2016 knapp über 8.100 Almen mit einer Gesamt-Almfutterfläche bzw. -Almweidefläche von 330.500 Hektar (entspricht 4 Prozent der österreichischen Staatsfläche) bewirtschaftet. Den größten Flächenanteil hat Tirol mit seinen weitläufigen Hochalmen, gefolgt von Salzburg und Kärnten.
- Rinder: 311.000
- Pferde: 8.810
- Schafe: 112.700
- Ziegen: 10.300

Welche Lösungen gibt es?
Großräumig gesehen sind die von den wenigen Beutegreifern in Österreich momentan verursachten wirtschaftlichen Schäden (noch) vernachlässigbar. Lokal kann es dagegen für die betroffenen Landwirte und Landwirtinnen wirtschaftlich und emotional ein schwerer Schlag sein. Ein Lösungsansatz kann in einem Kompromiss der Ansprüche der Gesellschaft, die sich mehrheitlich für große Beutegreifer ausspricht und dem unmittelbar betroffenen Bauernstand liegen.
Behirtung, Herdenschutzhunde und Zäunungen werden zu unverzichtbaren Bestandteilen des Schutzes der Viehherden vor großen Beutegreifern in den Alpen. Die Maßnahmen bringen neben dem Schutz der Tiere weitere Vorteile mit sich: Kranke und verletzte Tiere können schneller erkannt werden, die Beweidung kann gleichmäßiger und der Abtrieb am Saisonende schneller erfolgen. In Nachbarländern wie der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien und Slowenien gibt es bereits erste Erfahrungen und Forschungsprojekte zum Herdenschutz (siehe Literatur).
Ein Modellprojekt in Kals in Osttirol hat aufgezeigt, dass aus wirtschaftlicher Sicht eine Behirtung sowie Herdenschutzhunde erst ab einer Herdengröße von ca. 500 Stück Sinn macht. In Österreich sind die aufgetriebenen Herden meistens kleiner. Eine Zusammenlegung mehrer Herden wäre daher sinnvoll. In Kals hat dies nur teilweise funktioniert, ebenso wie die Integration von Herdenschutzhunden in für sie fremde Herden.
Gibt es staatliche Förderungen für Präventivmaßnahmen?
Zum jetzigen Zeitpunkt (2019) werden weder von den Ländern noch vom Bund Förderprogramme für präventive Herdenschutzmaßnahmen wie Zäunung, Behirtung oder dem Einsatz von Herdenschutzhunden angeboten.
In der Schweiz, die sich bereits deutlich länger mit der Thematik große Beutegreifer auseinandersetzen muss, finanziert beispielsweise das Bundesamt für Umwelt technische Maßnahmen zum Herdenschutz (den Zusatzaufwand für Großraubtierschutz). Zudem wird die Haltung und der Einsatz von Herdenschutzhunden mit jährlichen Unterstützungszahlungen gefördert. Um Konflikte mit Wanderern zu minimieren, werden 80 Prozent der Materialkosten zum Auszäunen von Wanderwegen beim Einsatz von Herdenschutzhunden vom Bund finanziert. In Österreich besteht diesbezüglich noch Handlungsbedarf.